Es war Dr. Anton Puttinger, der nach dem 2. Weltkrieg den Chor aktivierte. Ihm folgte von 1946 bis 1951 der Oberlehrer Rudolf Schiffmann. Sie führten einen Chor, der weitgehend die Funktionen eines Kirchenchores wie auch weltlichen Chores innehatte.
Die „jüngere“ Chorgeschichte“ beginnt mit der Neuaktivierung der Liedertafel durch den beliebten Lehrer Franz Auffanger, anfangs im Gasthaus Wagner und ab 1961 im Gasthof Mayrhuber, dem Geburtshaus Dr. Wilhelm Kienzls. Auffanger führte den Chor 32 Jahre, anschließend sang er als Tenor bis zu seinem viel zu frühen Tode 1989.
In seine Zeit fallen unvergessliche Auftritte und Konzertreisen nach Kärnten, Südtirol und in die nähere Heimat, Radioauftritte sowie eine Vielzahl von Veranstaltungen in Waizenkirchen.
Seine Maxime, „die Liedertafel steht und fällt mit der Geselligkeit“, machte den Chor auch zu einer entsprechend fröhlichen Gemeinschaft.
Auf Franz Auffanger folgte 1984 der Lehrer Wolfgang Degeneve als Chorleiter. In diesem Jahr wird auch die neuerliche Namensänderung von Liedertafel auf „Kienzlchor“ durch-geführt.
War der Chor unter Auffanger vereinsmäßig im ebenfalls von ihm geleiteten „Heimat- und Kulturwerk Waizenkirchen“ integriert, so gewinnt der Chor 1986 auf überwiegendem Wunsche der Mitglieder die 1938 verlorene Eigenständigkeit als eingetragener Verein zurück.
Erster Obmann des „neuen“ Vereines wird der Spenglermeister
Josef Grüneis.
Neben beachtlichen gesanglichen Erfolgen wie die „Institutionalisierung“ des „Waizenkirchner Adventsingens“, Konzerten im baden-würtembergischen Schwieberdingen und steirischen Arnfels, kommt es zu einer Reihe erfolgreicher Konzerte und Bunter Abende in Waizenkirchen.
Die nun vereinsmäßig eigenständigen Aktivitäten wirken sich auch äußerst erfolgreich auf den Veranstaltungsbesuch und damit auf das Vereinsbudget aus.
Siegfried Fleck organisiert die erste Beteiligung am Advent-Standlmarkt. Das Adventsingen selbst wird attraktiviert und sorgt regelmäßig für einen vollen Saal. Damit ist es möglich, erstmals ein eigenes Vereinsklavier anzuschaffen.
Die letzten Jahre werden von einer intensiven und abwechslungsreichen Veranstaltungsreihe geprägt.
Die Chronik möchte nachfolgend die letzten zehn Jahre betrachten.
Ein absoluter Höhepunkt stellt der Bunte Abend mit Walter Egger am 17. Juni 1989 mit der „Blutoper“, dem „Köchinnenquartett“ und einer Parodie der „Drei von der letzten Bank“ dar.
OSR Franz Auffanger wird von uns am 11. Februar 1989 im 67. Lebensjahr zu Grabe getragen – noch bevor wir uns mit der Ernennung zum „Ehrenchorleiter“ für sein Lebenswerk bedanken konnten.
bringt uns einen Volksmusikabend mit den “Pramers", die erste „Vereinsversammlung“, eine zweitägige Konzertreise ins burgenländische Mörbisch und ein Adventsingen mit neuem Zuhörerrekord von 270 Personen.
übernimmt der Lehrer Siegfried Fleck die von Josef Grüneies zurückgelegte Obmannstelle.
In dieses Jahr fällt auch der 50. Todestag Dr. Wilhelm Kienzls (+3.10.1941), der vom Kienzlchor würdevoll im Rahmen eines Gottesdienstes mitgestaltet wird.
„Beim Tanz der Männer tobte das Publikum“ berichtete die WZ (Anmerkung = Welser Zeitung) über den „Bunten Abend“ am 12. 10. 1991 über das „Männerballett“ aus „Schwanensee“, das wohl als der bisher größte „Lacher“ in die Chorgeschichte eingeht. Erstmals werden an diesem Abend die von Paul Mayrhuber konzipierten und heute zum Fixbestandteil jeder lustigen Veranstaltung gehörenden „Waizenkirchner Nächte“ parodiert.
präsentiert sich der Chor im Hinblick auf das „400 Jahre Markt-Jubiläum 1993“ erstmals in einer einheitlichen Chortracht mit „Waizenkirchner Dirndl“ und dazu passenden Sakkos für die Herren.
Die Neuwahl bestätigt sowohl Chorleiter als auch Obmann und im deutschen Schwieberdingen kommt es zu einer weiteren Aufführung des „Schwanensee-Balletts“.
Das Adventsingen besuchen bei der ersten Doppelveranstaltung ca. 420 Gäste!
Anlässlich des 400 Jahre Marktjubiläums (11. 5. 1593 Marktrecht durch Kaiser Rudolf II) tritt der Kienzlchor beim ORF-Frühschoppen mit Walter Egger, Festakt, Goldhauben-Bezirksfest und Historischen Festzug auf und veranstaltet selbst ein eigenes Festkonzert gemeinsam mit den „Schwieberdingern“ am 2. 10. 1993.
Walter Egger, die „Waizenkirchner Volksmusik“, die „Drei von der letzten Bank“, die auch vor Bundespräsident Klestils „Löffler-Affäre“ nicht Halt machten, und die „Waizenkirchner Nächte“ wären schon mehr als genug „Würze“ für den Bunten Abend am 11. Juni 1994 gewesen. Absoluter Höhepunkt aber wird die mit Begeisterung aufgenommene „Herzblattparodie“ an diesem geschichtsträchtigen Vorabend der EU-Volksabstimmung.
Ein neu geschaffenes, eigenes Vereinsabzeichen in Bronze, Silber und Gold wird erstmals verliehen. Sangesbruder Sepp Dopler verschafft uns die Möglichkeit, in der herrlichen Stiftskirche von Vorau eine Messe zu singen. Mit dabei, so wie bei vielen weiteren Veranstaltungen, die „Familienmusik Affenzeller“.
bringt die Neuwahl nur geringfügige Veränderungen im Vorstand. Sangesbruder Josef Dopler, über 20 Jahre im Verein aktiv, wird neuer Bürgermeister. Der Chor beteiligt sich bei einem HKWW-Konzert im Turnsaal.
Am 6. September nehmen wir Abschied von Hans Ratzenböck, der unerwartet am 2. 9. 1995 im 60. Lebensjahr gestorben ist. Hans war nicht nur Chorleiterstellvertreter und mit über 40 Jahren Chorzugehörigkeit längst gedientes Chormitglied, er war vor allem im vereinsmäßigen, kulturellen und geselligen Bereich eine „Institution“ für Waizenkirchen. Auch unseren „Herbergswirt“ Peter Mayrhuber begleiten wir im 49. Lebensjahr am letzten Weg.
Erstmals gestalten wir gemeinsam mit der Familienmusik Affenzeller die Christmette. Zur Aufführung gelangt die „Bauernmette“ von Anette Thoma.
Am 6. Juni fällt der zweite „Romantische Abend im Schloss“ „ins Wasser„ bzw. in den Mayrhubersaal, allerdings mit Walter Egger als Conférencier recht erfolgreich.
Nach 35-jähriger Probentätigkeit im Gasthof Mayrhuber verlieren wir das Probenlokal und übersiedeln in die Hauptschule.
Der erste zweitägige Ausflug „ohne Konzert“ führt uns nach Prag.
Siegfried Flecks Agathenser Volksschule sorgt für eine frische Belebung beim Adventsingen und zum zweiten Mal gestalten wir die Christmette.
Beim „Bunten Abend“ am 7. Juni stellt Barbara Paulusberger in Paul Mayrhubers „Vera-Parodie“ das Original in den Schatten. Wolfgang Degeneve leitet nicht nur den Chor, er leistet mit der musikalischen Begleitung der „Drei von der letzten Bank“ und „Waizenkirchner Nächte“ sowie als „Christine Vranitzky“ in Vera Schwerarbeit.
Das Weihnachtssingen im renovierten Pfarrsaal bringt ca. 350 Besucher zu den beiden Veranstaltungen.
Mit der „Wössener Weihnachtsmesse“ zur Mette am Heiligen Abend beschließen wir das Jahr.
Text aus der Broschüre "1898 - 1998 100 Jahre Kienzlchor/Liedertafel Waizenkirchen" von Paul Mayrhuber und Siegfried Fleck.